Wanderung um das Tarbeker Moor am 1. Juni 2024 Unter der Leitung von Nils Kuhnert-Schumacher, dem Schutzgebietsbetreuer des Tarbeker Moores, trafen sich wie alljährlich Naturfreunde, um Neues und Vertrautes bei der Umrundung des Tarbeker Moores zu entdecken. Die Vereine Holsteinseen e.V. und die Naturschutzgemeinschaft Blunkerbach e.V. hatten wieder zu der Moorumrundung eingeladen. Aus den geplanten 2,5 Stunden wurden 3,5 Stunden voller Informationen, anregender Gespräche und vielfältiger Naturbeobachtungen. Einige davon sollen hier in Text und Bild wiedergegeben werden: Das 131 ha große Tarbeker Moor ist Teil des Naturparks Holsteinische Schweiz und liegt je zur Hälfte in den Gemeindegebieten Tensfeld und Blunk. Für Radfahrer und Wandernde ist das Moor vom Segeberger Ihlsee aus, über Blunk nach Alt-Erfrade und Tensfeld über den alten Bahndamm gut erreichbar. Das Tarbeker Moor genießt seit 2007 einen europäischen Schutzstatus im Rahmen der so genannten Flora-Fauna-Habitat-Richtline und ist zudem Bestandteil des internationalen Netzwerkes NATURA-2000, in dem angestrebt wird, ökologisch wertvolle Gebiete miteinander zu verbinden. In der Vergangenheit war Moor-Torf primär ein Rohstoff zum Heizen fürprivate Haushalte und später dann auch wertvoll als Bodensubstrat für Baumschulen und Gärten. Heute wissen wir, dass annähernd zwanzig Prozent der im organischen Torf gebundenen CO2-Emissionen durch trocken gelegte Moore verursacht werden. Deshalb wird heutzutage angestrebt, Moorböden wieder zu vernässen, um klimaschädliche Emissionen auf diesem Wege zu vermindern. In dieses Bestreben passt eine Aktivität aus dem Frühjahr dieses Jahres, weil unkontrollierte Wasserverluste im Tarberker Moor schon seit Jahren beobachtet wurden. Damit der Moorkörper wiedervollständig durchnässt wird, und zudem der Birkenaufwuchs vermindert wird, wurde von den Naturschutzbehörden initiierteine senkrechte Dichtbahn von 1,50 Metern Höhe entlang eines undichten Weges eingezogen, um den unkontrollierten Wasserabfluss zu stoppen. Zudem wurde das in die Jahre gekommene Staubauwerk grundständig erneuert. Eine wichtige Investition in den Erhalt und die Funktionsfähigkeit des Moores. Die Aufgabe eines Schutzgebietsbetreuers ist es, sich immer wieder um notwendige Maßnahmen zur Moorerhaltung zu kümmern, die Behörden auf einen veränderten Zustand aufmerksam zu machen, Besucherinnen und Besucher zu beraten und zu begleiten, ggf. auf Missstände hinzuweisen und, wenn fachlich möglich, Pflanzen und Tiere zu kartieren. Dazu gehört es auch, unzulässige Nutzungen des Moores durch Besucher und Besucherinnen anzusprechen. Auf dem Rundweg begegneten wir einigen Kranichen mit ihrer Brut, vereinzelt Rehen, einem Seeadler und verschiedenen weiteren Greifvögeln. Kleine Moorfrösche hüpften über die Fußwege und offenbar ausgewachsene Wasserfrösche waren zwar nicht zu sehen, aber lautstark zu hören. Im aufgefundenen Fischotterkot fanden wir Fischgräten und Schuppen der Fischotterbeute. Wir lernten, dass Hechte im Moor die Jungvögel von Wasservögeln fressen und, dass im Tarbeker Moor im Herbst zeitweise bis zu 350 Kraniche rasten und zwei Kranichpaare in diesem Jahr hier ihre Brut aufgezogen haben und ihre Jungen gegenwärtig bis zur Flugreife durch die nahegelegenen Wiesen und Felder führen. Bei einem kleinen Abstecher in ein ehemaliges Kiesabbaugebiet, das jetzt mit einer Magerwiese bedeckt ist, konnten wir seltene Pflanzen wie den geschützten medizinischen Thymian oder den Natternkopf entdecken. In Deutschland kommt Thymus vulgaris wild wachsend kaum vor, lediglich an der Küste ist der Sand-Thymian (Thymus serpyllum) zu finden. Somit sind Magerrasenflächen, die auf ehemaligen Kiesabbauflächen entstehen, wichtige Orte der Artenvielfalt. In einem Moorstich mit bestem Moorwasser fanden wir Sonnenplätze für Libellen neben Sumpfcalla (auch Drachen- oder Schlangenwurz bzw. im Volksmund: Schweinsohr genannt), die zur Familie der Aronstabgewächse gehören. Sie sind selten und stark gefährdet. Die Sumpfcalla gilt als eine der wenigen Pflanzen, die nicht von Insekten, sondern von Schnecken bestäubt werden. Neben Flatterbinsen und weißem Schnabelried sahen wir Moose, die wohl nur Expertinnen präzis zu unterscheiden vermögen. Dieser Vormittag war ein Ausflug in einen wunderbaren Ausschnitt unserer Artenvielfalt im Moor, der nicht nur ein ästhetischer Genuss war, sondern auch eine Mahnung, den gefährlichen Rückgang der Artenvielfalt zu bremsen. Diese Exkursion interessant zu nennen wäre eine Banalisierung des Gesehenen. Der Rundgang hat deutlich gemacht, dass Artenvielfalt unser Leben und Moorvernässung das Klima schützt und dass Ökosysteme wie das Tarbeker Moor Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere bieten, die in der agrarisch intensiv geprägten Landschaft schon längst verschwunden sind. Wir sind letztlich alle dafür verantwortlich diese wunderbaren Lebensräume zu erhalten, zu schützen und zu pflegen.
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